Grundsätzlich sollen Schmerzen, Leiden und Schäden an unseren Tieren verhindert werden. Nach §5 Abs.3 Nr.2 des Tierschutzgesetzes ist ein Enthornen ohne Betäubung nur in den ersten 6 Lebenswochen des Kalbes zulässig. Die anfangs weiche Epithelknospe im Bereich der Hornanlage wird mit zunehmendem Alter knorpelig und verknöchert schließlich. Deshalb muss die Enthornung bei möglichst jungen Tieren durchgeführt werden. Durch die Gabe von Schmerzmitteln werden bei den Kälbern Stress, Leiden und Leistungsdepressionen, die durch das Enthornen entstehen, reduziert.
In jedem Fall gilt:
Die Tiere leiden umso weniger, je früher sie enthornt werden.
Es ist nicht notwendig abzuwarten, bis das Horn durchgebrochen ist:
wenn man im Bereich der Hornanlage rasiert, ist schon ab der 2. Lebenswoche eine „Knospe“ fühl- und sichtbar.
Dieser Ansatz wird durch periphere Blutgefäße ernährt, die so das Wachstum der Hörner ermöglichen.
Es ist wichtig, diese Nährstoffzufuhr so früh wie möglich zu unterbrechen.
Rechtslage
- Rinder bis zu 6 Wochen dürfen per Ausnahme ohne Betäubung enthornt werden.
- Rinder über 6 Wochen dürfen nur aus wichtigem Grund und mit Betäubung durch den Tierarzt enthornt werden.
Diese Technik ist am weitesten verbreitet und wird mit einem elektrischen oder gasgefüllten Enthornungsgerät durchgeführt. Das Ziel ist es, eine 4 bis 5 mm tiefe Furche um den Hornansatz zu schaffen und so die Nährstoffzufuhr zu unterbrechen. Es hat sich als günstig erwiesen, diese Maßnahme ab der zweiten Lebenswoche durchzuführen.
Wichtig für eine erfolgreiche Durchführung:
- Gabe von schmerzlindernden Medikamenten rechtzeitig vor dem Eingriff
- gutes Anbinden, den Kopf des Kalbes fixieren
- um den Hornansatz herum scheren und den Durchmesser des Brennkopfes anpassen
- einen kleinen Brennkopf mit großer Hitze einsetzen
- den Brennkopf für eine gleichmäßige Wärmeverteilung gründlich reinigen und abwarten, bis die Maximaltemperatur erreicht ist
- Abbrennen der Lederhaut um den Hornansatz nicht länger als wenige Sekunden
- kontrollieren, ob der Brandring vollständig ist
Das sollten Sie vermeiden:
- zu hoher und langer Druck (nach 15 Sekunden besteht ein ernsthaftes Risiko für Hirnschäden)
- nicht versuchen, den Hornansatz zu entfernen
Achtung! Die Enthornung kann mehr oder weniger starke und dauerhafte Schmerzen verursachen. Um negative Folgen zu vermeiden, kann Sie ihr Tierarzt beraten und Ihnen einen speziell zugelassenen Entzündungshemmer mit Langzeitwirkung empfehlen.
Nichtsteroidale Entzündungshemmer (NSAID) mit Langzeitwirkung
Ergebnisse einer Studie an 60 Kälbern: Heinrich, A. et al., Journal of Dairy Science Vol. 92 No.2, 2009, p. 540-647.
Durchführung
- 2 Gruppen von 30 Holstein-Kuhkälbern im Alter von 6-12 Wochen
- Thermische Enthornung mit einer subkutanen Injektion eines Placebos oder eines nichtsteroidalen Entzündungshemmers (Wirkstoff Meloxicam).
- Überwachung von körperlichen und verhaltensspezifischen Parametern über 2 Tage und ein Schmerzempfindungstest 4 Stunden nach der Enthornung.
Auswirkungen der Enthornung
Das Enthornen führt zu körperlichen und verhaltensspezifischen Veränderungen, die bis zu 44 Stunden andauern.
Veränderung |
Dauer in Stunden |
Ohrenschütteln |
44 |
Kopfreiben |
30 |
Herzfrequenz erhöht |
24 |
Schwanzschlagen |
20 |
Atemfrequenz |
6 |
= Positive Effekte von nichtsteroidalen Entzündungshemmern mit Langzeitwirkung
Das Schmerzempfinden an der Enthornungsstelle ist signifikant niedriger. Die Kuhkälber halten einen deutlich höheren Druck an den Hornansätzen aus, bevor sie den Kopf zurückziehen.
- Schnelle Rückkehr zu normalem Fressverhalten: Erhöhte Nahrungsaufnahme ab dem Folgetag.
- Atemfrequenz nach 2 Stunden normal.
- Ohrenschütteln an den ersten 2 Tagen deutlich reduziert.
"Ohrenschüttler" innerhalb von 48 Stunden nach dem Enthornen
Gruppe |
Anzahl Kälber |
Placebo |
1256 |
Meloxicam |
704 |