Melkhygiene
Um den Infektionsdruck beim Melken zu verringern, ist es wichtig, hygienische Regeln zu beachten.
Hände bilden beim Melken ein gefährliches Übertragungspotential für Erreger, die so von einem Tier zum nächsten gelangen. Durch Risse und kleine Verletzungen können auch beim Waschen noch Erreger haften bleiben und auf die Zitzenhaut eines anderen Euters gelangen.
An Handschuhen haften Keime dagegen wesentlich schlechter als an der bloßen Hand. Handschuhe sind daher eine einfache Möglichkeit zur Senkung des Infektionsdrucks und helfen dadurch der Vorbeugung einer Mastitis. Am besten werden Einmalhandschuhe verwendet, die neben dem Tier auch den Anwender schützen.
Verschmutzte Handschuhe sollten jedoch auch während der Melkzeiten gereinigt und desinfiziert werden. Hierzu eignet sich einfacher Brennspiritus oder aber 0,4-prozentige Peressigsäurelösung.
Die Zitzen werden zu Beginn des Melkvorgangs gereinigt. Besonders empfehlenswert sind hierbei Einwegtücher, die für jedes Euter auch nur einmal verwendet werden sollten. Bei der Reinigung ist darauf zu achten, dass nicht nur die seitlichen Zitzenwände, sondern auch die Zitzenspitze in den Reinigungsprozess einbezogen werden.
Zitzenreinigung: Ein Tuch pro Kuh
Der Grundsatz: "Jeweils ein Tuch pro Kuh" gilt auch für Mehrwegtücher, die vor der Anwendung am nächsten Tier als Kochwäsche mit Waschmittel gewaschen werden sollten.
Das Dippmittel sollte gleichzeitig die Zitzenhaut pflegen und desinfizieren. Während milchsäurehaltige Dippmittel eine gute pflegerische Wirkung aufweisen, sind für höhere desinfizierende Ansprüche jod- oder chlordioxidhaltige Präparate in Arzneimittelqualität vorzuziehen. Achten Sie auf eine ausreichende pflegende Komponente (z.B. Glyzerin).
Bei Frost unter minus 10 Grad Celsius sollte auf die Anwendung verzichtet werden, da die Gefahr von Erfrierungen besteht. Die zähflüssigeren Barrieredipps sind wegen des Klebeeffekts nur bei sehr hohem Jodgehalt empfehlenswert, da sonst Einstreu an der Zitze haften bleibt.
Der Zitzenbecher ist als Kontakt zwischen Kuh und Melktechnik am stärksten mit Erregern kontaminiert. Durch eine Verschleppung der Erreger kann in einer Herde mit 80 Kühen eine erkrankte Kuh rechnerisch bis zu 7 weitere Tiere infizieren. Deshalb ist in Betrieben mit ansteckenden Mastitiden wie kuhassoziierten Erregern die Installation einer Zwischendesinfektion sinnvoll, um den Infektionsdruck zu senken.
Möglichkeiten der Zwischendesinfektion
- Sprühmethode
- Eimertauchmethode
- Schleppwanne für Melkkarusselle
- Automatische Verfahren
Den nachweislich besten Erfolg bieten Systeme, die die Schritte Spülen, Reinigen, Desinfizieren, Spülen und Trocknen mit Druckluft nacheinander anwenden. Diese Systeme sind sehr kostenintensiv und eignen sich daher in erster Linie für größere Betriebe.
Die Desinfektionslösung wird mit einer Sprühflasche in die Zitzenbecher eingesprüht. Nachteil dieser Methode ist ein großer Zeitaufwand und eine recht kurze Einwirkzeit.
Das Melkzeug wird in einen Eimer mit Desinfektionslösung eingetaucht und geschwenkt. Anschließend wird es in einem weiteren Eimer mit Wasser ausgespült. Durch halbautomatische Systeme kann diese Methode z.B. in Fischgrätenmelkständen optimiert werden.
In der Schleppwanne wird das mittlere von drei Becken mit 0,2-prozentiger Peressigsäure (800 - 1000ppm) gefüllt. Die ersten und letzten Becken enthalten Wasser vom Vor- bzw. Klarspülen. Diese Methode eignet sich besonders für Melkkaruselle.
Mittels Druckluft wird bei automatischen Systemen nach einem Melkvorgang Desinfektionslösung in die Melkeinheiten geleitet.
Beim Airwash-System wird über eine Ringleitung Wasser oder Lösung in die Melkeinheit gebracht und über Injektoren in die Zitzengummis und kurzen Schläuche geleitet.
Beim Back-Flush-System kann neben Wasser und Desinfektionsmittel auch Druckluft in die langen Milchschläuche, Milchsammelstücke und Zitzengummis gebracht werden.
Weitere Prophylaxemaßnahmen: