Leitkeimbestimmung
Die Ermittlung des Erregers oder der im Bestand vermehrt auftretenden Erreger ist nicht nur wichtig für die Behandlung des Einzeltieres, sie ist auch unerlässlich für die Erarbeitung eines Konzeptes für den gesamten Bestand.
Kontrolle Zukauftiere
Um eine Mastitiseinschleppung zu verhindern, sind zugekaufte Färsen auf Euterveränderungen und –infektionen klinisch und bakteriologisch oder per PCR zu untersuchen. Bis zum Eintreffen der Ergebnisse sollten die Tiere in Quarantäne gehalten werden.
Gezielte Prophylaxe
Treten aufgrund einer Infektion in den letzten Trächtigkeitswochen Färsenmastitiden peripartal gehäuft auf, hat sich eine medikamentöse prophylaktische Behandlung beispielsweise durch die Verabreichung von Trockenstellern 8-6 Wochen vor dem Kalbetermin bewährt, Voraussetzung ist aber eine genaue Kenntnis des Erregerspektrums und der Resistenzsituation.
Hygiene bewahren
Rund um die Kalbung besteht das größte Infektionsrisiko für das Färseneuter. Die Unterbringung in den letzten Wochen vor und während der Kalbung ist von entscheidender Bedeutung – hier muss ein Weg gefunden werden, möglichst hohen Komfort für das Tier mit möglichst großer Sauberkeit zu verbinden.
Tränkmilch pasteurisieren
Da eine Besiedlung der juvenilen Euteranlage mit Mastitiserregern (Galt, S. aureus) nicht ausgeschlossen werden kann, sollte in Problembetrieben Tränkmilch grundsätzlich erhitzt werden, um eine Übertragung auf das Saugkalb auszuschließen. Sogenannte „Sperrmilch“ darf generell nicht an Zuchtkälber vertränkt werden.
Sauger entfernen
Durch Besaugen können am Färseneuter schwere Schädigungen entstehen, die zum teilweisen oder vollständigen Funktionsverlust der Milchdrüse führen. Ein durch vorzeitige Laktationsauslösung bedingter Milchstau kann einer Infektion Vorschub leisten. Sauger sollten erkannt und aus der Gruppe entfernt oder mit anderen geeigneten Maßnahmen am Saugen gehindert werden. Angesaugte Euterviertel sollten prophylaktisch mit einem Trockensteller versehen werden
Stabiles Immunsystem
Ob eine Färse einem Infektions- und Erkrankungsrisiko standhält, ob das Eindringen eines Erregers ins Euter (IMI) sich zu einer Mastitis entwickelt, ob eine Mastitis einen klinischen oder subklinischen Verlauf nimmt, all das hängt maßgeblich von der Leistungsfähigkeit des Immunsystems des Tieres ab.
Zum Abkalbezeitpunkt wirken eine Reihe von Faktoren auf die Färsen ein:
Geburtsstress, Umstallung, Eingliederung in die laktierende Herde, Futterumstellungen, beginnende Melkroutine
Dadurch wird das Immunsystem geschwächt. Diese Stressoren lassen sich zwar nicht grundsätzlich vermeiden, es ist aber darauf zu achten, dass sie nicht alle zum exakt gleichen Zeitpunkt auf das Tier einwirken.
Zur Sicherstellung einer leistungsfähigen Körperabwehr bedarf es einer konsequenten, dem Betrieb angepassten Infektionsprophylaxe und einer regelmäßigen Endo- und Ektoparasitenbekämpfung.
Nicht zuletzt ist die Belastungsfähigkeit des Immunsystems genetisch untermauert. Tiere, die durch eine Infektionsanfälligkeit auffallen, sollten identifiziert und von der weiteren Zucht ausgeschlossen werden.
Haltungssysteme anpassen
Die Haltungssysteme der Kälber, Jungrinder und Färsen sollten ihrem Alter bzw. ihrer Größe angepasst sein und die Kriterien des Kuhkomforts erfüllen. Vollspaltenboden sind für Zuchttiere jeglichen Alters abzulehnen. Um Umstellungsprobleme und das sog. „Spaltenliegen“ zu vermeiden, ist es vorteilhaft, wenn die Jungtiere in gleichen oder ähnlichen Aufstallungssystemen gehalten werden wie die Kühe.
Gezielte Versorgung
Eine zentrale Rolle für die Leistungsfähigkeit und Abwehrkraft der Färsen spielt die Fütterung.
Während im ersten Lebensjahr hohe Gewichtszunahmen angestrebt werden, sollten die Rinder im zweiten Jahr eher verhalten gefüttert werden, um eine Überkonditionierung zu vermeiden. Über einen Zeitraum von zwei Wochen vor der Kalbung sollten die Färsen angefüttert werden, damit sie sich so rechtzeitig an die Futterration der Laktierenden gewöhnen.
Ausgeprägte Euterödeme beeinträchtigen die Abwehrfunktion von Zitze und Zitzenkanal und ermöglichen so gerade den Umweltkeimen ein leichtes Eindringen ins Euter. Des Weiteren fördern starke Euterödeme die Entstehung von Euter-Schenkel-Ekzemen und von Zitzenhautnekrosen. Die genaue Ursache, die zu Euterödemen führt, ist noch nicht sicher erforscht, allerdings werden die Versorgung mit Natrium, Kalium und Energie und auch eine gewisse genetische Veranlagung als Gründe angenommen. In den letzten drei Wochen der Trächtigkeit sollte darauf geachtet werden, dass der Gehalt von Natrium und Kalium in der Ration nicht zu hoch ist. Die Empfehlungen liegen hier bei unter 0,15 % Natrium und unter 1,3 % Kalium in der Gesamtration.
Färsen sind – im Gegensatz zu den laktierenden Kühen - häufig unzureichend versorgt. Mangel an Selen führt zu einer Reduktion der Körperabwehr. Mineralstoffmischungen werden von Färsen, insbesondere auf der Weide, oft nur sehr unregelmäßig aufgenommen. Eine sichere Versorgung der Einzeltiere lässt sich z. B. mit Hilfe von Spurenelementboli erreichen.
Fliegen bekämpfen
Bei Weidehaltung führen durch Fliegen übertragene Infektionen mit Arcanobact. pyogenes in manchen Regionen zum gehäuften Auftreten von sog. Pyogenesmastitiden (Holsteinische Euterseuche), die nicht nur zum vollständigen Einschmelzen der befallenen Viertel, sondern auch zu erheblichen Allgemein- und Sekundarstörungen führen können. In Pyogenesgebieten vermag das Einziehen von mit Insektiziden versehenen Ohr-Clips die Infektionsrate erheblich einzuschränken.
Färsen von der Kuhherde getrennt halten
Um den Infektionsdruck auf die Zitze gering zu halten, benötigen Färsen, die mit dem Aufeutern beginnen, saubere und trockene Liegeflächen. Eine räumliche Trennung der hochtragenden Färsen von den trockenstehenden Kühen oder infizierten Alttieren kann eine mögliche Infektionsgefahr unterbinden. Zwei Wochen vor der Kalbung sollten die Färsen in die Herde eingegliedert werden.
Intensive Tierkontrolle
Letztendlich spielt der Mensch als Umweltfaktor eine bedeutende Rolle bei der Prophylaxe der Färsenmastitis. Nur eine gute Tierbeobachtung, ruhiger Umgang und eine regelmäßige Kontrolle (nicht nur) der hochtragenden Färsen ermöglicht es, frühzeitig Veränderungen festzustellen und diagnostische und therapeutische Maßnahmen zu ergreifen. Eine Kontrolle der hochtragenden Tiere ist zum Beispiel im Rahmen der Gewöhnung der Tiere an den Melkstand möglich.