Mastitis ist eine Faktorenerkrankung

Mastitiden werden zwar durch Infektionserreger hervorgerufen, sie sind ihrem Wesen nach jedoch Faktorenkrankheiten. Das bedeutet, dass die Faktoren Tier, Erreger und Umwelt dafür verantwortlich sind, ob eine Mastitiserkrankung entsteht oder nicht.

Eine wichtige Rolle bei der Übertragung der Erreger spielen zum Beispiel die Melktechnik und die Melkarbeit. Auch die Körperabwehr der Kuh hat entscheidenden Einfluss darauf, ob eine Infektion eine Mastitis zur Folge hat und welchen Verlauf die Erkrankung nimmt. Haltungsbedingungen, Fütterung und das Gesundheitsmanagement insgesamt beeinflussen die Körperabwehr stark. Es kann an der Hygiene allgemein, an der Melkanlage oder anderen Faktoren wie der Haltung oder der Fütterung sowie der Kondition der Tiere liegen. Je nachdem, welcher Faktor die Mastitiserkrankungen begünstigt, sind unterschiedliche Behandlungskonzepte zu empfehlen. Deshalb ist es sinnvoll, in dem jeweiligen Betrieb Schwachstellen zu analysieren.

Faktor Zitzenkondition

Die Zitze ist die wichtigste Abwehrbarriere gegen Mastitiserreger. Die Kondition der Zitze lässt sich beurteilen, indem die Zitzen genau betrachtet und abgetastet werden.

Sind die Zitzen nach dem Melken rosa, glatt, trocken und weich, ist die Zitzenkondition in einem guten Zustand. Dies ist ein Zeichen für eine intakte mechanische Abwehr des Körpers gegen das Eindringen von Erregern über den Strichkanal.

Faktor Körperabwehr

Für den Faktor Körperabwehr spielen die Haltung, Fütterung und das Tiergesundheitsmanagement eine große Rolle.

  • Sind Aufstallung, Liegeflächen, Einstreu, Stallklima und Belegdichte artgerecht gestaltet?
  • Wird schlechte Futterqualität vermieden, z.B. Schimmel großzügig entfernt?
  • Wird der Futtertisch vor dem Füttern gereinigt?
  • Wie ist der allgemeine Gesundheitsstatus der Tiere?


Ketosen, Pansenacidosen, Klauenerkrankungen und Infektionskrankheiten wirken sich allgemein negativ auf das Immunsystem der Tiere aus und machen es anfälliger für Mastitiserreger.

Faktor Mastitiserreger - Kuhassoziierte Erreger

Grundsätzlich unterscheidet man bei den Erregern kuhassoziierte und umweltassoziierte Typen. Darüber hinaus gibt es noch weitere, seltene Erreger. Je nachdem, welche Erregerart auf dem Betrieb vorherrscht, müssen entsprechende Vorbeuge- und Behandlungsansätze verfolgt werden.

Kuhassoziierte Erreger, wie zum Beispiel Staphylococcus aureus oder Streptococcus agalactiae (Galt), haben sich an die Bedingungen im Eutergewebe angepasst und leben hier.

Übertragung: Infektionen mit diesem Erregertyp finden vorwiegend beim Melken statt, indem die Erreger über das Melkgeschirr, das Eutertuch oder auch von der Melkerhand von einer Kuh zur anderen übertragen werden. Auch Fliegen spielen eine wichtige Rolle bei der Übertragung auf die Zitzenhaut.

Symptome: Eutererkrankungen, die durch diesen Erregertyp verursacht werden, zeichnen sich im Allgemeinen durch schwächere Symptome aus, während die Infektion insgesamt länger anhält. Erhöhte Zellzahlen in der Milch und die Milchleistung reduziert. Der Krankheitsverlauf ist oft chronisch.

Maßnahmen: Kuhassoziierte Erreger können durch eine optimale Melkhygiene (ein Lappen pro Kuh, Melkhandschuhe, Zwischendesinfektion des Melkzeugs, Dippen) wirksam unter Kontrolle gebracht werden.

Faktor Mastitiserreger - Umweltassoziierte Erreger

Umweltassoziierte Erreger, wie zum Beispiel Streptococcus uberis oder Escherichia coli, leben in der Umgebung (Umwelt) der Kühe. So hat Streptococcus uberis eine Affinität zu Stroh; coliforme Erreger dagegen weisen besonders hohe Vermehrungsraten in Spänestreu auf.

Übertragung: Die umweltassoziierten Erreger können beim Melken schmutziger Zitzen von der Zitzenhaut ins Euter gespült werden oder beim Liegen auf verschmutzten Liegeflächen ins Euter gelangen. Die Infektion mit diesen Bakterien erfolgt meist zwischen den Melkzeiten.

Symptome: Infektionen mit diesem Erregertyp zeichnen sich durch häufig stärker ausfallende Symptome bei kürzerer Infektionsdauer aus.

Maßnahmen: Umweltassoziierte Erreger können durch optimierte Haltungsbedingungen, angepasste Fütterung und gutes Trockenstehermanagement in Schach gehalten werden.

Erregerübersicht

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