Die Zitze ist die wichtigste Abwehrbarriere gegen Mastitiserreger. Die Kondition der Zitze lässt sich beurteilen, indem die Zitzen genau betrachtet und abgetastet werden.
Sind die Zitzen nach dem Melken rosa, glatt, trocken und weich, ist die Zitzenkondition in einem guten Zustand. Dies ist ein Zeichen für eine intakte mechanische Abwehr des Körpers gegen das Eindringen von Erregern über den Strichkanal.
Für den Faktor Körperabwehr spielen die Haltung, Fütterung und das Tiergesundheitsmanagement eine große Rolle.
- Sind Aufstallung, Liegeflächen, Einstreu, Stallklima und Belegdichte artgerecht gestaltet?
- Wird schlechte Futterqualität vermieden, z.B. Schimmel großzügig entfernt?
- Wird der Futtertisch vor dem Füttern gereinigt?
- Wie ist der allgemeine Gesundheitsstatus der Tiere?
Ketosen, Pansenacidosen, Klauenerkrankungen und Infektionskrankheiten wirken sich allgemein negativ auf das Immunsystem der Tiere aus und machen es anfälliger für Mastitiserreger.
Grundsätzlich unterscheidet man bei den Erregern kuhassoziierte und umweltassoziierte Typen. Darüber hinaus gibt es noch weitere, seltene Erreger. Je nachdem, welche Erregerart auf dem Betrieb vorherrscht, müssen entsprechende Vorbeuge- und Behandlungsansätze verfolgt werden.
Kuhassoziierte Erreger, wie zum Beispiel Staphylococcus aureus oder Streptococcus agalactiae (Galt), haben sich an die Bedingungen im Eutergewebe angepasst und leben hier.
Übertragung: Infektionen mit diesem Erregertyp finden vorwiegend beim Melken statt, indem die Erreger über das Melkgeschirr, das Eutertuch oder auch von der Melkerhand von einer Kuh zur anderen übertragen werden. Auch Fliegen spielen eine wichtige Rolle bei der Übertragung auf die Zitzenhaut.
Symptome: Eutererkrankungen, die durch diesen Erregertyp verursacht werden, zeichnen sich im Allgemeinen durch schwächere Symptome aus, während die Infektion insgesamt länger anhält. Erhöhte Zellzahlen in der Milch und die Milchleistung reduziert. Der Krankheitsverlauf ist oft chronisch.
Maßnahmen: Kuhassoziierte Erreger können durch eine optimale Melkhygiene (ein Lappen pro Kuh, Melkhandschuhe, Zwischendesinfektion des Melkzeugs, Dippen) wirksam unter Kontrolle gebracht werden.
Umweltassoziierte Erreger, wie zum Beispiel Streptococcus uberis oder Escherichia coli, leben in der Umgebung (Umwelt) der Kühe. So hat Streptococcus uberis eine Affinität zu Stroh; coliforme Erreger dagegen weisen besonders hohe Vermehrungsraten in Spänestreu auf.
Übertragung: Die umweltassoziierten Erreger können beim Melken schmutziger Zitzen von der Zitzenhaut ins Euter gespült werden oder beim Liegen auf verschmutzten Liegeflächen ins Euter gelangen. Die Infektion mit diesen Bakterien erfolgt meist zwischen den Melkzeiten.
Symptome: Infektionen mit diesem Erregertyp zeichnen sich durch häufig stärker ausfallende Symptome bei kürzerer Infektionsdauer aus.
Maßnahmen: Umweltassoziierte Erreger können durch optimierte Haltungsbedingungen, angepasste Fütterung und gutes Trockenstehermanagement in Schach gehalten werden.