Die klinische Untersuchung ist die Grundlage des tierärztlichen Handelns. In der Mastitisdiagnostik stößt sie jedoch an ihre Grenzen, denn das äußerlich sicht- und tastbare Erscheinungsbild des Euters lässt keine Rückschlüsse auf einen bestimmten Erreger zu. Nur durch die Untersuchung im Milchlabor (bakteriologische Untersuchung) kann der Erreger sicher erkannt werden. Auf dieser Basis wird ein wirksames Antibiotikum ausgewählt. Außerdem geben diese Befunde auch einen ersten Aufschluss über die Keimverteilung im Betrieb und damit Anstöße zur Optimierung des Mastitismanagements.
Um das Mastitisgeschehen in einem Betrieb besser verstehen zu können, ist eine genaue Dokumentation des Krankheitsgeschehens und der Laborergebnisse sowohl auf Einzeltierebene als auch auf Herdenebene sehr hilfreich.
Die zytologisch-mikrobiologische Untersuchung von Viertelanfangsgemelken beim Einzeltier ist wichtig:
- bei klinischen Mastitiden vor der Behandlung
- bei hochzelligen Kühen vor dem Trockenstellen
Die Bestandsuntersuchung ist arbeitsaufwendig und ggf. mit erhöhten Kosten verbunden. Sie ist wichtig:
wenn Verdacht auf eine Infektion mit kuhassoziierten Erregern besteht, wie Staphylococcus aureus und Galt, oder seltenen Keimen, z.B. Mykoplasmen.
Die Leitkeimbestimmung liefert eine wertvolle Information zur Mastitisbekämpfung: Sie zeigt, welcher Keim in dem Betrieb vorherrscht. Dazu wird aus dem Betrieb eine Stichprobe von 10 –20 Prozent der Kühe herangezogen. Ist der Erreger (Leitkeim) bekannt, können Vorbeugemaßnahmen eingeleitet und die Bekämpfung mit einem wirksamen Antibiotikum vorgenommen werden.
Darüber hinaus entspricht eine durch die Leitkeimbestimmung fundierte Therapie den Antibiotikaleitlinien der Kontrollbehörden.
Wie stark ein Antibiotikum anschlägt, wird als Sensibilität des Erregers gemessen. Darüber hinaus sind viele Erreger potenziell in der Lage, die Wirkung des Antibiotikums auszuhebeln. Diese Fähigkeit nennt man Resistenz. Resistente Bakterien sind gefährlich, weil sie ihre Resistenzen an andere Bakterienstämme und -arten weitergeben können und diese dann einen Selektionsvorteil haben.
Im Labor kann der Erreger einem Resistenztest unterzogen und ermittelt werden, welches Antibiotikum den Keim am besten bekämpft und gleichzeitig die wenigsten Resistenzen hervorruft. Das Heranzüchten resistenter Erreger wird durch unüberlegten Antibiotikaeinsatz geförde
Eine einfache Möglichkeit zur Zellzahlbestimmung bietet der Schalmtest, den jeder Landwirt selbst durchführen kann. Die Milch des Viertelanfangsgemelks und die Testflüssigkeit werden dazu zu gleichen Teilen in eine Testschale gefüllt und anschließend das entstandene Gemisch betrachtet.
Sind keine Schlieren sichtbar und ist das Gemisch flüssig und lässt sich leicht in kleinen Portionen ausgießen, liegt der Zellgehalt unter 100.000 Zellen/ml Milch.
Lassen sich die Proben in Portionen ausgießen, wobei jedoch leichte Schlieren sichtbar sind, so liegt der Zellgehalt bei ca. 100.000 - 300.000 Zellen/ml Milch.
Beträgt der Zellgehalt der Milch ca. 300.000 - 500.000 Zellen/ml, wird das Ausgießen in Portionen schwieriger und zu den Schlieren kommt eine leichte Gelbildung hinzu.
Bei deutlicher Gelbildung mit starken Schlieren wird ein portionsweises Ausgießen zunehmend schwieriger. Der Zellgehalt liegt dann bei ca. 500.000 - 1,5 Mio. Zellen/ml Milch.
Liegt der Milchzellgehalt über 1,5 Mio. Zellen/ml bilden sich starke Schlieren mit deutlicher Gelbildung. Ein portionsweises Ausgießen ist nicht mehr möglich.